Händel goes Tango

Gibt es eine passendere Kulisse für eine Schäferspieldichtung als den Rittersaal in Neuburg? Doch ganz so lieblich-idyllisch, wie es im ersten Moment anmutet, wird es nicht. Die Sopranistin Susanna Wolff und das Trio um den Bandoneon-Spieler Per Arne Glorvigen mischen Intrigen und Verzweiflung aus Händels Il pastor fido mit der Leidenschaft des argentinischen Tangos.

Auf den ersten Blick erscheint es vielleicht etwas abwegig, Gemeinsamkeiten zwischen Barockmusik und Tango Nuevo zu suchen, doch gibt es mehr Berührungspunkte als zu vermuten sind. Das Bandoneon – ursprünglich als Ersatz für die Kirchenorgel gebaut – gibt der Adaption von drei- und vierstimmigen Kontrapunkten eine fundierte klangliche Basis. Gemeinsamkeiten gibt es auch zwischen der Musik aus Bachs Zeit und den Tangos, bis hin zur Musik von Astor Piazzolla: Die Tango- Musiker, vor allem die Bandoneonisten, haben sich durch alle Epochen des Tangos hinweg intensiv mit der Musik Johann Sebastian Bachs beschäftigt, denn der Tango bedient sich eines harmonischen Vokabulars, das genauso bei Bach und seinen
Zeitgenossen anzutreffen ist. So bietet die Besetzung des Trios mit (Barock-)Violine und Kontrabass außergewöhnliche Klangfarben, die es manchmal wie ein Ensemble von Gamben und manchmal wie eine Orgel klingen lassen.